Welche Fortbildungsmöglichkeiten gibt es in der Sozialen Arbeit?
Fort- und Weiterbildungen dienen in der Sozialen Arbeit dazu, das eigene Wissen zu erweitern, zu vertiefen und die Handlungsmöglichkeiten für die Praxis zu verbessern. Warum das vor allem für soziale Berufe so wichtig ist, wird schnell klar – gesellschaftliche Veränderungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus den verschiedenen Disziplinen wie der Psychologie, Medizin und Soziologie, beeinflussen die Berufspraxis direkt und stetig. Die Bereitschaft lebenslang zu lernen, offen gegenüber Neuem zu sein und die aktuelle Praxis kritisch zu hinterfragen, zählen zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Arbeit in einem der vielen Tätigkeitsfelder, die die Soziale Arbeit für dich als Fachkraft bereithält. Je nach Tätigkeitsfeld, gibt es sehr unterschiedliche Möglichkeiten, dich fort- und weiterzubilden. Einen Überblick darüber zu gewinnen, fällt zunächst schwer und vielleicht fragst du dich, welche Themen für dich besonders relevant sind und welche Variante den gewünschten Lernerfolg mit sich bringt.
Wichtig ist zunächst, dass die Begriffe „Fortbildung“ und „Weiterbildung“ meistens synonym verwendet werden. Tatsächlich gehen sie oft ineinander über und Mischformen gibt es durchaus. Den Unterschied zu kennen, kann dir allerdings helfen, die Angebote zukünftig gezielt auszuwählen und einen besseren Überblick zu erhalten. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass eine Fortbildung sich direkt auf deine aktuelle berufliche Tätigkeit bezieht. Als Sozialarbeiter:in besuchst du also Fortbildungen, um Wissen, welches du bereits hast, aufzufrischen oder neues Wissen zu sammeln. Fortbildungen sind nicht direkt mit einer zusätzlichen beruflichen Qualifikation verbunden, können aber durchaus zu einem Aufstieg beitragen.
Wenn du eine Weiterbildung absolvieren möchtest, hängt das wiederum nicht zwangsläufig mit der aktuellen beruflichen Tätigkeit zusammen. Dieses Bildungsangebot ist meistens mit einer zusätzlichen Berufsqualifikation verbunden und nachdem du erfolgreich teilgenommen hast, erhältst du einen Nachweis darüber in Form eines Zeugnisses oder eines Zertifikats. Weiterbildungen dauern in der Regel auch deutlich länger als Fortbildungen. Welche Fortbildungsmöglichkeiten du als Sozialarbeiter:in hast und warum sie regelmäßig angeboten werden sollten, erfährst du nachfolgend.
Welche Formen der Fortbildung gibt es?
Die Gründe und Absichten eine der vielen Fortbildungsangebot im Kontext Sozialer Arbeit zu nutzen, können sehr unterschiedlich sein. Je nach Zielgruppe gibt es daher auch verschiedene Formen der Durchführung, die grundsätzlich alle auf dem Ziel basieren, dir als Fachkraft einen Wissenszuwachs zu ermöglichen, den du für deinen aktuellen Berufsalltag nutzen kannst. Viele öffentliche und freie Träger bieten den Arbeiternehmer:innen regelmäßig Fortbildungen an.
Selbststudium
Im Selbststudium nutzt du Materialien wie Fachliteratur oder aufgezeichnete Vorträge, um dir selbst neues Wissen anzueignen oder bereits gesammeltes Wissen aufzufrischen. Vorteil ist, dass du das Pensum hierbei selbst bestimmt kannst und du ortsunabhängig lernen kannst.
Vorträge
Vorträge zu verschiedenen Themen haben als Fortbildungsangebot den Vorteil, dass viele Teilnehmer:innen zur gleichen Zeit mit einbezogen werden können. Qualifizierte Referent:innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern vermitteln dir und den anderen Teilnehmer:innen fachspezifisches Wissen. Die thematischen Schwerpunkte werden anhand einer strukturierten Gliederung und häufig mit medialer Unterstützung vermittelt. Die Interaktion mit dem:der Referent:in findet vor allem über Fragen statt, die sich bei dem Vortrag ergeben und im Anschluss beantwortet werden.
Seminare und Workshops
Seminare und Workshops, die im Schnitt ein bis drei Tage andauern, bauen häufig auf einem interaktiven Charakter auf. Die Gruppengröße ist hierbei oft kleiner als bei Vorträgen und mit angeleitenden Übungen, Rollenspielen, Diskussionen und Stations-Arbeit werden die Schwerpunkte zusammen erarbeitet und gelernt. Auch Exkursionen und Ausflüge können Teil dieser Fortbildungsform sein.
Tipp:
Wirf einen Blick in den Fortbildungskatalog deiner Einrichtung / deines Trägers. Welche Formen entsprechen deinem Lerntyp und welche Themen interessieren dich besonders? Sollte kein Angebot auf deine Wünsche zutreffen, erkundige dich nach externen Angeboten – häufig übernimmt dein*e Arbeitergeber*in die Kosten, wenn die Verbindung zwischen dem Fortbildungsangebot und deiner aktuellen Arbeit schlüssig wird.
Mehr erfährst du auf der Website des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit e.V:.
https://www.dbsh.de/service-presse/dbsh-institut/
Welche Themen sind für dich relevant?
Die thematischen Schwerpunkte, die für deine aktuelle Arbeit wichtig sind, hängen stark von dem Feld ab, in dem du arbeitest. Wenn du in der offenen Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung arbeitest, kann eine Fortbildung über sozialpädagogische Gruppenarbeit sehr sinnvoll sein. Wenn du hingegen in einer Beratungsstelle tätig bist, kann eine Fortbildung zur Gesprächsführung und systemischen Beratung deine Kompetenzen fördern. Über Fortbildungen kannst du also verschiedenes Wissen sammeln und deine persönlichen und fachlichen Kompetenzen weiterentwickeln. Fachwissen über neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Medizin, Soziologie oder Psychologie kannst du im Sinne der Interdisziplinarität der Sozialen Arbeit für deine professionelle Arbeit nutzen. Dieses Wissen kann dir auch helfen, die derzeitige Berufspraxis kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren. Handlungsmethoden aus verschiedenen Konzepten, die du bis dahin noch nicht kanntest, erweitern deinen pädagogischen Werkzeugkoffer.
Für das Fortbilden deiner persönlichen Kompetenzen werden immer häufiger Angebote für Fachkräfte wie dich konzipiert, die sich auf die Gesundheits- und Resilienzförderung beziehen. Der Umgang mit belastenden Situationen im Joballtag, um Risiken für die persönliche Gesundheit zu verringern und die psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken, kann durchaus Gegenstand einer Fortbildung sein.
Folgende Fragen bieten dir eine Gedankenstütze:
- Welche aktuellen Fragen stelle ich mir, wenn es um meinen Arbeitsalltag geht?
- Über welche Themen möchte ich mehr wissen?
- Welches Ziel möchte ich durch Fortbildungen erreichen?
- Welche Arten des Lernens und der Bildung tragen am meisten zu meinem Wissenszuwachs bei?
„Vergeude ich nicht wertvolle Arbeitszeit, wenn ich eine Fortbildung mache?“
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Häufig treffen wir im Berufsalltag auf Barrieren, wenn es um die Regelmäßigkeit und Qualität der Fortbildungsmöglichkeiten geht. Personalmangel und eine hohe Arbeitsbelastung für viele
Arbeiternehmer:innen der Sozialen Arbeit führen dazu, dass die Angebote häufig nicht so oft genutzt werden können, wie es sinnvoll wäre. Hinzu kommt oft der Gedanke, dass es ja sinnvoller sei, die Zeit für die tatsächliche Arbeit mit den Adressat:innen zu nutzen – dieser Ansatz ist einerseits nachvollziehbar, da die Ressourcen und Kapazitäten im Arbeitsalltag oft knapp bemessen sind, andererseits birgt er die Gefahr, das eigene Fortbilden hinten anzustellen, notwendiges Wissen nicht zu erhalten und die eigenen Bedürfnisse außer Acht zu lassen. Du vergeudest keine wertvolle Arbeitszeit, denn es ist wesentlicher Teil deiner Arbeit als Sozialarbeiter:in, so gut es geht auf dem neuesten Stand zu bleiben und deine persönlichen Ressourcen nicht zu vernachlässigen, um alltäglichen Herausforderungen professionell zu begegnen.
Ein weiterer großer Vorteil besteht in der Vernetzung, die eine Fortbildungsveranstaltung ermöglicht. Wenn du außerhalb deiner eigenen Einrichtung eine Fortbildung nutzt, lernst du andere Fachkräfte und Expert:innen kennen, mit denen du dich austauschen kannst. Innerhalb deiner Einrichtung oder deines Trägers können Fortbildungstage die Zusammenarbeit im Team stärken.
Am Ende von Fortbildungsveranstaltungen wird meist eine Methode der Evaluation durchgeführt, um die Qualität des Angebotes zu überprüfen. Über Fragebögen oder einer Feedbackrunde fragen die Anleiter:innen und Referent:innen nach deiner Meinung. Dies stellt eine Möglichkeit für dich dar, Teil der Verbesserung von Fortbildungsangeboten zu sein.
Über die Autorin
Hi, ich bin Michelle! Als staatlich anerkannte Erzieherin und Studentin der Sozialen Arbeit an der ASH Berlin schlägt mein Herz neben digitalen Trends, Nachhaltigkeit und Musik vor allem für Soziales. Während meines Freiwilligendienstes hat sich sehr schnell der Wunsch entwickelt, Sozialarbeiterin zu werden und ich würde am liebsten in jeden Bereich reinschnuppern.