Sozialpädagogik – Überblick und Erfahrungsberichte als Sozialpädagogin
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Lesezeit: 3 Minuten Autor: Michelle Friedrich Veröffentlichung: 03.08.2022
Die Suche nach der richtigen Nische im weiten Feld der Pädagogik kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Was genau passt zu dir und wo fängst du an? Hier erhältst Du wertvolle Einblicke in die Erfahrungen angehender Sozialpädagoginnen.
Überblick
- Begriffsklärung: Was ist Sozialpädagogik?
- Erfahrungsberichte zum Berufsbereich Sozialpädagogik
- Warum hast Du Dich für den Bereich der Sozialpädagogik entschieden?
- Pro und Contra: Was gefällt dir an der Sozialpädagogik? Was kritisierst du?
- Wie steht es mit dem Gehalt in der Sozialpädagogik?
- Tipps für Berufseinsteiger:innen in der Sozialpädagogik
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Begriffsklärung: Was ist Sozialpädagogik?
Viele Kinder und Jugendliche sind von gesellschaftlichen Ungleichverhältnissen negativ betroffen. Aus diesem Grund haben sie oft keine guten Voraussetzungen sich selbst zu entfalten oder in der Gesellschaft zu partizipieren. Genau hier setzt die Sozialpädagogik an!
Die Sozialpädagogik knüpft an diesem Ungleichgewicht an und versucht dieses zu verhindern. Sie ist somit ein Teilbereich der Pädagogik und beschäftigt sich mit den Vorgängen und gegenseitigen Auswirkungen von Menschen und Gesellschaft. Sie eint an dieser Stelle Bildung und einen stärkeren Fokus auf Erziehung.
So soll sie sozialstrukturellen oder auch institutionellen Problemen, die während der Sozialisation von Kindern bzw. Jugendlichen auftreten, entgegenwirken und diese auch präventiv behandeln.
Deine Hauptaufgabe in der Sozialpädagogik
Das heißt also, dass du in der Sozialpädagogik Konflikte, ihre Ursachen und Folgen betrachtest und auf dieser Basis erzieherische Konzepte entwickelst, um den Betroffenen zu helfen und zukünftige Probleme zu verhindern.
Als Sozialpädagog*in bietest du nicht nur jungen Menschen bei Problemen eine Hilfestellung, sondern du förderst sie auch in ihrer Eigenverantwortung und Selbstständigkeit, um eine bessere Lebensgrundlage zu erhalten. Somit ergibt sich die Bezeichnung der Sozialpädagogik aus der Verbindung zwischen sozialem und erzieherischen Grundansatz.
Um dir ein umfassendes Bild zur Arbeit in der Sozialpädagogik zu geben, berichten dir im Folgenden die Sozialpädagoginnen Anna und Johanna von ihren Berufserfahrungen.
Erfahrungsberichte zum Berufsbereich Sozialpädagogik
Für meine Übersicht zur Sozialpädagogik habe ich 2 angehende Sozialpädagoginnen zu verschiedenen Themen befragt, um so für dich einen Einblick in das Berufsfeld zu bieten und dir gegebenenfalls mit ihren Tipps und Perspektiven zu helfen.
Anna ist 28 und absolviert demnächst ihr berufsbegleitendendes Studium der Sozialen Arbeit mit Fokus auf sozialpädagogische Aspekte an einer Katholischen Hochschule in Berlin. Sie arbeitet seit mehr als 3 Jahren bereits als Heilerziehungspflegerin in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen.
Johanna ist 22 Jahre alt und hat sich für ein duales Studium der Sozialpädagogik an der Hochschule für angewandte Pädagogik, ebenfalls in Berlin, entschieden. Den Praxisteil ihres Studiums macht Johanna beim Jugendamt Berlin, wo sie nach ihrem Studium noch verpflichtend 3 Jahre arbeiten muss.
Warum hast Du Dich für den Bereich der Sozialpädagogik entschieden?
Mit der Arbeit in der Sozialpädagogik positives bewirken
Ich habe beide Personen gefragt, warum genau sie sich für den Bereich der Sozialpädagogik entschieden haben. Sowohl Johanna als auch Anna möchten direkten Kontakt zu Menschen, der nicht dem Kund:innenkontakt in kauftechnischen Berufen gleicht.
„Ich will nach Hause kommen und das Gefühl haben, etwas Positives für Andere bewirkt zu haben“
Beide betonten in unseren Gesprächen, dass sie diesen Bereich ausgewählt haben, da Sozialpädagogik und Soziale Arbeit verschiedenste Arbeitsmöglichkeiten bieten, sodass Arbeit niemals eintönig wird.
Berufswechsel – im Bereich Sozialpädagogik leicht möglich
Dadurch besteht immer die Option über eine Fortbildung einen Berufswechsel anzustreben, der neue Facetten zum Arbeiten und Lernen hergibt. Johanna erklärt mir, dass sie explizit Sozialpädagogik gewählt hat, da sie so in den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe gehen kann und sich gleichzeitig mit diesem Studium die Möglichkeit offenhält, später andere berufliche Perspektiven einzuschlagen.
Welche Ziele motivieren dich an der Sozialpädagogik?
In unserem Gespräch kam das Thema der Ziele in der Sozialpädagogik auf. Johanna erzählt, dass es früher ihre Motivation war, die Welt ein wenig besser zu machen. Jetzt weiß sie allerdings, dass dieses Ziel schwierig umzusetzen ist. Ihre Motivation ist nun, Kindern und Jugendlichen zu helfen und sie davor zu bewahren, dass ihre Lebensumstände einen negativen Einfluss auf ihre Entwicklung nehmen.
Anna beschreibt ihre Ziele auf eine ähnliche Art. Sie möchte Menschen, bei denen die Gesellschaft z.B. dadurch versagt hat, dass sie durch verschiedene Umstände keine chancengleiche Grundlage zum Leben besitzen, ein Hilfesystem bieten. Sie setzt ihren Fokus vor allem auf die kritische Betrachtung innerhalb der Sozialpädagogik und der Sozialen Arbeit.
„Ich möchte insofern zu einer Änderung des Systems beitragen, dass Hilfesysteme nicht erst dann zur Verfügung stehen, wenn Menschen sich schon in einer zu kritischen Lage befinden.“
Anna versucht in ihrer Arbeit dadurch eher einen Fokus auf das Hinterfragen, Reflektieren und daraufhin des Reagierens auf Probleme in sozialen Verhältnissen zu legen. Dabei möchte sie das Problem bei der Wurzel beheben und bereits präventiv Ungleichheiten entgegenwirken.
Pro und Contra: Was gefällt dir an der Sozialpädagogik? Was kritisierst du?
Was für die Entscheidung, in den Bereich der Sozialpädagogik zu gehen, für beide wichtig war, ist die Vielfältigkeit der beruflichen Perspektiven. Johanna beschreibt ihren Alltag als spannend und selten eintönig, da jeder Fall, jeder Mensch und jede Konstellation anders ist und Neues erfordert.
„Eine große Rolle spielt für mich auch die Bestätigung unserer Arbeit durch die positiven Veränderungen, die die Menschen durchlaufen, mit denen wir zusammenarbeiten.“
Der direkte Kontakt zu Menschen und die verschiedenen Facetten ermöglichen es ihnen weiter am Ball zu bleiben und neue Bereiche zu entdecken, die ihnen persönlich Kraft geben.
Wie Anna jedoch bereits im Laufe des Interviews bemerkte, ist allerdings auch die kritische Betrachtung der Arbeit wichtig. So berichtet Johanna, dass oft ein großes Ungleichgewicht zwischen der Anzahl des Personals und der Fallzahlen besteht. Die Kapazitäten für die anfallenden Aufgaben werden dadurch auf zu wenig Menschen verteilt, was zu einer erhöhten Arbeitsbelastung führt. Auch Anna hat Arbeitserfahrungen gemacht, die diese Zustände im sozialen Bereich bestätigen.
Beide bestimmen das Problem in dem geringen Ansehen sozialpädagogischer Arbeit. Durch den niedrigen Wert, der dieser Arbeit meistens zugewiesen wird, gibt es weniger Geld für soziale Träger, die damit das Personal entlasten könnten. Johanna berichtet außerdem von der Problematik der Distanz.
„Oft komme ich in den Zwiespalt Distanz und Empathie abzuwägen, wenn mir die Probleme der Menschen sehr nahe gehen. Diese Balance ist unabdingbar für sozialpädagogische Arbeit.“
Dieses Gleichgewicht zu halten, um selbst nicht in eine Art Loch zu fallen, ist laut Johanna eine Eigenschaft, die man während seiner Arbeit in der Sozialpädagogik auszubauen lernt. Trotzdem benötigt jede Person dafür eine gute Grundbasis.
Die wichtigsten Fragen zum Thema Sozialpädagogik
Als Sozialarbeiter/in bzw. Sozialpädagoge und -pädagogin bietest Du Beratung und Unterstützung zumeist in schwierigen Lebensverhältnissen und Krisensituationen. Dabei begleitest Du je nach Arbeitsfeld Kinder, junge Menschen oder Erwachsene. Beispielsweise bei Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Scheidung und Wohnungsverlust, Straffälligkeit, sexuellen Missbrauch, Drogenkonsum oder Krankheit.
Wenn Du das Bedürfnis hast, Menschen zu unterstützen, welche gesellschaftlich benachteiligt sind, kann die Sozialpädagogik das Richtige für Dich sein. Du unterstützt bei Armut, in schwierigen Lebensverhältnissen oder bei geringer Bildung. Als Sozialpädagoge findest Du Deine Erfüllung darin, schwerwiegende Probleme zu verhindern oder zu vermindern und die Lebensumstände Deiner Klienten zu verbessern.
Pädagogik ist der übergeordnete Begriff – Sozialpädagogik ist ein Teil der Pädagogik. Bei der Pädagogik geht es hauptsächlich um Erziehung. Vor allem die Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Die Sozialpädagogik umfasst eher die Erziehung/Begleitung von jungen Menschen und Erwachsenen.
Wirst du in dem Beruf der Sozialpädagogik bleiben?
Johanna wird nach ihrem Abschluss noch 3 Jahre im Jugendamt bleiben und als Sozialpädagogin arbeiten. Sie kann sich den Kinder- und Jugendarbeitsbereich besonders gut vorstellen. Darüber hinaus ist auch eine berufliche Perspektive als Sozialpädagogin in der ambulanten Arbeit, die Leitung von sozialen Gruppen und die Familien- oder Einzelfallhilfe spannend.
Sowohl Anna als auch Johanna haben keine direkte Wunschvorstellung an ihre späteren Arbeitsfelder der Sozialpädagogik, da der Bereich so viele Möglichkeiten hergibt. Beide können sich ebenfalls die Beratung und Unterstützung von Betroffenen sexualisierter Gewalt vorstellen, da dort Hilfe von Nöten ist. Auch die Arbeit im Bereich der Jugendgerichtshilfe z.B. im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleiches interessiert beide.
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Wie steht es mit dem Gehalt in der Sozialpädagogik?
Neben dem Bezug zu Interessen, Fähigkeiten und Zielen, ist ein weiterer wichtiger Punkt die Entlohnung. Ich habe mit beiden über ihr Gehalt in ihrem derzeitigen Job als Sozialpädagogin und ihrer zukünftigen Aussicht geredet. Johanna erzählt, dass sie zunächst mit ihrem Ausbildungsgehalt für dual-Studierende im Jugendamt zufrieden ist. Sie bekommt mit einer monatlichen Vergütung von 1.400€ weitaus mehr als manch anderer Ausbildungsberuf. Ihre Aussichten nach ihrem Studium befinden sich bei einem Einstiegsgehalt von circa 3000€ im Jugendamt als Sozialpädagogin. Ihrer Ansicht nach ist das für den Arbeitsauffand, der sich meistens über die Arbeitszeit hinausstreckt, zu wenig.
„Die Arbeitsbezahlung für sozialpädagogische Berufe hängt ganz klar mit ihrem eher niedrigen gesellschaftlichen Wert zusammen. Und das obwohl sie die Basis für eine funktionierende Gesellschaft ist.“
Anna bekommt in ihrem dualen Studium weniger Geld, da sie nicht für weitere 3 Jahre nach dem Studium an ihren Praxisträger gebunden sein möchte. Diese Absprache funktionierte für sie, da sie bereits 3 Jahre bei dem Praxisträger ihres Studiums gearbeitet hat. Beide sind sich einig, dass das Gehalt von durchschnittlich 2.200€ - 4.100€ für berufstätige Fachkräfte in der Sozialpädagogik in Anbetracht ihrer Arbeit zu wenig ist. Die Vergütung ist dabei oft abhängig vom sozialen Träger bei dem du arbeitest, deiner Berufs- und Arbeitserfahrung oder auch deinem Arbeitsort.
Kurzzusammenfassung – Pro und Contra im Bereich Sozialpädagogik
Pro |
Contra |
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Tipps für Berufseinsteiger:innen in der Sozialpädagogik
Im Anschluss unseres Gesprächs habe ich mit Anna und Johanna über Tipps gesprochen, die sie Berufseinsteiger:innen im sozialpädagogischen Bereich mitgeben würden.
- Achte in der Sozialpädagogik unbedingt auf deine Psychohygiene
Johanna verweist dabei auf die Dringlichkeit der Psychohygiene. Damit meint sie, dass jeder Mensch auf die Erhaltung seiner geistigen und körperlichen Gesundheit achten sollte, da sich Erlebnisse der Arbeit oft einen Weg ins Private suchen. Die emotionale Distanz ist wichtig damit du den Spaß an deinem Beruf als Sozialpädagogin nicht verlierst, erzählt Johanna. Ihr Tipp ist es Beratungsgespräche oder Supervisionen wahrzunehmen. Dort können gemachte Erfahrungen mit der Hilfe von Menschen verarbeitet werden, die mit diesen Problemen vertraut sind.
- Stelle Fragen an erfahrende Menschen
Einfach, aber zu wenig angewendet: Scheue Dich nicht davor, Fragen an das Kollegium zu stellen! Die Menschen an deinem Arbeitsort haben wahrscheinlich längere Erfahrungen im Berufsalltag als Sozialpädagogin oder kennen häufiger auftretende Probleme am Arbeitsort oder in Abläufen eventuell besser als du. Profitiere von ihren Erkenntnissen, da es dir keiner übel nehmen wird, Fragen zu stellen. Jede:r war einmal der oder die Neue.
- Checke Deinen Praxispartner für das duale Studium der Sozialpädagogik genau ab!
Falls du ein duales Studium anstrebst, informiere dich vorher über deinen Praxispartner! Bei den meisten dualen Studiengängen, verpflichtest du dich nach deinem Abschluss für 3 Jahre bei deinem Praxispartner als Sozialpädagogin zu arbeiten. Aus diesem Grund solltest du bereits im Vorhinein wissen vorauf du dich einlässt und, ob du dir diese Zusammenarbeit vorstellen kannst.
Je mehr Praxiserfahrungen in der Sozialpädagogik, desto mehr Chancen beim Berufseinstieg
Anna betont, wie wichtig bereits gesammelte Berufserfahrungen als angehende Sozialpädagogin sowohl für den Beginn des Studiums als auch für die Jobsuche später sind. Eine Idee wäre es deswegen ein Studium bei einer Hochschule oder Universität auszuwählen, die mehrere verpflichtende Praktika vorsieht. Wenn dein Bachelor das in der Form nicht integriert, suche dir am besten verschiedene Praktika als Sozialpädagogin in den Semesterferien. Dadurch erhöhst du deine Praxiserfahrung und belegst späteren Arbeitgeber:innen deine Kompetenzen.
Fazit - Sozialpädagogik Überblick und Erfahrungen
Ich persönlich möchte mit meiner Studien-Kombi von Erziehungswissenschaften und Gender Studies ebenfalls in den sozialpädagogischen Bereich gehen. Hierbei will ich mich zukünftig auf das Zusammenspiel von Diskriminierung und Geschlecht zum Beispiel in der Bildungsarbeit fokussieren. Aus diesem Grund setze ich meine Schwerpunkte in meinem Studium auf diese Themenbereiche, um so neben Praxiserfahrungen Expertise aufzubauen.
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Über die Autorin
Hi, ich bin Michelle! Als staatlich anerkannte Erzieherin und Studentin der Sozialen Arbeit an der ASH Berlin schlägt mein Herz neben digitalen Trends, Nachhaltigkeit und Musik vor allem für Soziales. Während meines Freiwilligendienstes hat sich sehr schnell der Wunsch entwickelt, Sozialarbeiterin zu werden und ich würde am liebsten in jeden Bereich reinschnuppern.