Welche Voraussetzungen gibt es für den Beruf der Erzieher:in?

In anderen Blogposts habe ich dir bereits einen Einblick in das Feld der Erziehung, sowie in den Beruf und die Arbeitsbereiche eines:einer Erzieher:in ermöglicht. Im folgenden Artikel möchte ich dich mehr über die Voraussetzungen des Berufs Erzieher:in informieren.

Ausbildung zur Erzieher:in

Zunächst einmal musst du wissen, dass der Beruf Erzieher:in ein Ausbildungsberuf ist. Es gibt auch Möglichkeiten des Quereinstieges, aber der Standard ist die klassische Berufsausbildung. Dazu gehören natürlich die Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung zur Erzieher:in. Hier ist in den meisten Bundesländern mindestens die Mittlere Reife gefragt.

Genaueres zu der Ausbildung Erzieher:in liest Du im Artikel „Ausbildung als Erzierher:in“.

Deine Kompetenzen / Voraussetzungen als Erzieher oder Erzieherin

Heute werde ich gemeinsam mit dir auf die Voraussetzungen schauen, die benötigt/erwünscht sind, um in dem Beruf der:des Erzieher:in zu arbeiten. Diese werden auch Kompetenzen genannt. Das folgende Schaubild soll dir eine erste Idee geben:

Wie du der Überschrift des Blogartikels entnehmen kannst, geht es eigentlich um Voraussetzungen; ich möchte dir aber klar machen, dass es sich bei diesen um Fähigkeiten handelt und Fähigkeiten entwickeln sich im Laufe der Zeit.

Viele der Kompetenzbereiche wirst du eventuell erst während der Ausbildung und deinen integrierten Praxisphasen entwickeln bzw. stärken können. Aber keine Sorge; genau dafür ist die Ausbildung gedacht. Du solltest dir jedoch vorstellen können, dass sich diese Kompetenzen bei dir entwickeln könnten beziehungsweise, dass deine grundlegenden Kompetenzen in diesen Bereichen gestärkt werden können. Im Folgenden werde ich dir nun die obigen Kompetenzvoraussetzungen näher beschreiben, auch im Bezug zu der Praxis.

Voraussetzung als Erzieher:in: Fachwissen in den Themen Erziehung und Pädagogik

Dieses Wissen ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Kompetenzen entwickeln können. Vielleicht hast du sogar schon Ideen oder Hintergrundinformationen zu den Fachbereichen. Das kann ein Vorteil für dich sein, damit du nicht ins kalte Wasser geworfen wirst. Notwendig ist dies jedoch nicht, denn die Ausbildung beinhaltet eine Menge an pädagogischen Inhalten. Ich spreche hier von verschiedenen pädagogischen Ansätzen, die du kennenlernen wirst, wie beispielsweise die Reggio-Pädagogik oder die Waldorfpädagogik.

Ebenso spreche ich von Entwicklungsmodellen und – methoden wie Sprachentwicklung, Inklusion oder Gesundheitserziehung. Auch rechtliche Rahmenbedingung sind Teil der Ausbildungsinhalte.

Du wirst in dieser Hinsicht viel lernen und dieses Fachwissen wird dir weiterhelfen in der Praxis zu agieren. Im Alltag eines:einer Erzieher:in musst du dieses Wissen anwenden können um die Kinder, Jugendlichen oder junge Erwachsenen bestmöglich fördern zu können. Du kannst dir dies wie die Grundlage deines Handels vorstellen.

Voraussetzung als Erzieher:in: Kooperationsfähigkeit

Im Erzieher:innen Beruf ist es besonders wichtig mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten. Das betrifft zum einen das eigene Team in der entsprechenden Einrichtung. Hier ist es wichtig Entscheidungen gemeinsam zu treffen und sich im Alltag abzustimmen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Besonders in stationären Einrichtungen ist dies von Bedeutung, da nicht jede:r rund um die Uhr vor Ort sein kann und daher wichtige Informationen weitergegeben werden müssen. Zum anderen ist die Zusammenarbeit mit externen Personen essenziell. Das können beispielsweise Eltern, Ämter oder Vormünder sein.

Dabei sollten Erzieher:innen zwischen der Sach- und Beziehungsebene unterscheiden können. Ebenso sollte mit diesen externen Kontakten eine kontinuierliche Kommunikation und Kooperation aufgebaut werden, um die Person, um die es geht, in ihrer Entwicklung gemeinsam unterstützen zu können.

Voraussetzung als Erzierhier:in: Selbstreflexion

Eine kontinuierliche Überprüfung des eigenen Handelns ist in allen sozialen Berufen notwendig. Dabei steht im Mittelpunkt, sein eigenes Verhalten sowie die Gedanken immer wieder zu hinterfragen. Um dir ein Beispiel zu geben:

Eine Erzieherin spricht einem Jugendlichen ein Handyverbot aus. Der Jugendliche wird daraufhin laut und aggressiv. Die Erzieherin ist damit überfordert und verlässt den Raum und damit die Situation. Im Nachhinein fragt sie sich, warum sie in diesem Moment so überfordert war. Warum hat sie das aggressive Verhalten des Jugendlichen so getroffen? Und wie geht es ihr im Nachhinein?

Solche und ähnliche Fragen helfen uns, unser Verhalten einzuordnen und uns somit weiterzuentwickeln. Es kann ebenso helfen unsere Stärken und Schwächen zu erkennen und im pädagogischen Alltag authentisch zu handeln. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Selbstreflexion uns dabei helfen kann, bestimmte Situationen zu verarbeiten. Das Beispiel, Selbstreflexion durch Impulsfragen, ist nur eine Methode wie du diese Kompetenz stärken kannst. Auch ein Tagebuch oder Feedback durch Kolleg:innen kann dich weiterbringen.

Voraussetzungen als Erzieher:in: Belastbarkeit

Eine weitere Voraussetzung für Erzieher*in und Erzieher ist, dass sie ein gewisses Maß an Belastbarkeit mitbringen sollten. Damit ist einerseits die physische Belastbarkeit gemeint. Im Kindergarten geht es dabei beispielsweise um das Hochnehmen von Kindern, in der Jugendhilfe oder in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung ist oft die Schichtarbeit und damit der unregelmäßige Schlafrhythmus ein Belastungsfaktor für den Körper.

Du musst auch beachten, dass es belastend sein kann, wenn Du in einem Bereich arbeitest, in dem Du wenige Ruhephasen während der Arbeitszeit hast. Dies muss nicht, kann aber ein Grund für psychischen Belastungen sein.

Soziale Berufe wie der einer Erzieher:in kann auch unter dem Aspekt stressig sein, dass oft zu wenig Personal eingesetzt ist.

Zu den organisatorischen Faktoren kommen ebenfalls die emotionalen hinzu. Erzieher und Erzieherinnen arbeiten oft mit Menschen, die sich in komplexen Lebenssituationen befinden oder denen negatives widerfahren ist. Diesen Belastungsfaktoren gilt es stand zu halten und als Entwicklungsmöglichkeit anzunehmen. Wichtig ist es dabei, über Belastungen zu sprechen und sich selbst zu reflektieren.

Die Kompetenz der Belastbarkeit bedeutet aber nicht, dass die Arbeit als Erzieher:in eine Arbeit ohne Grenzen ist. Teil dieser Kompetenz ist es auch zu merken, wo die eigene Grenze ist und Fälle oder Tätigkeiten, wenn nötig abzugeben oder nach Unterstützung fragen.

Voraussetzung als Erzieherin und Erzieher: Empathie

Ein empathischer Mensch zu sein, bedeutet dass man Einfühlungsvermögen besitzt. Erzieher:innen sollten in der Lage sein, sich in die Emotionen anderer hineinversetzten zu können. Nur so können komplexe soziale Situationen und Systeme verstanden werden und Schwierigkeiten im sozialen Umgang gemeistert werden.

Empathie gibt uns die Chance, besser auf unsere Klient:innen einzugehen. Hierbei kann man sich vor Augen rufen, dass jeder Mensch gehört und verstanden werden möchte.

Voraussetzung als Erzieher und Erzieherin: Offenheit

Offenheit wird im Kompetenzprofil eines:einer Erzieher:in in den Zusammenhang mit Veränderungen gesetzt. Veränderungen sind im sozialen Bereich keine Seltenheit. Dabei gibt es viele Möglichkeiten von Veränderungen. Beispielsweise kann sich eine soziale Gruppe, mit der wir arbeiten verändern, indem ein Kind oder ein:e Jugendliche:r dazu kommt.

Ebenso können sich Richtlinien und Modelle verändern, nach denen wir alltäglich arbeiten. Hierbei ist nicht nur wichtig offen gegenüber diesen Veränderungen zu sein, sondern sie auch als Teil des eigenen Lernprozesses zu betrachten.

Voraussetzung als Erzieher:in: Interkulturelle Kompetenz

Eine andere Form der Offenheit ist die interkulturelle Kompetenz, umgangssprachlich auch gerne als Weltoffenheit betitelt. Unsere Gesellschaft ist vielfältig und dies spiegelt sich auch bei unseren Klient:innen wieder.

Daher ist es wichtig bei Begegnungen offen zu sein, dass bedeutet ohne Vorurteile in den Kontakt zu treten. Außerdem sollten wir uns und unsere vorhandenen Stereotypen hinterfragen sowie uns darüber bewusst sein, dass wir welche haben. Dieses selbstkritische Verhalten kann uns helfen, diese Vorurteile eben nicht in unser Verhalten einfließen zu lassen und vor allem diese abzubauen.

Wichtig ist auch Unterschiede, andere Werte sowie Traditionen zu respektieren und darauf Rücksicht zu nehmen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Kompetenz ist außerdem ein interkulturelles Wissen. Dabei ist von großer Bedeutung zu wissen, dass es keine homogene Kultur gibt. Ebenso ist das Wissen über historische sowie politische Gegebenheiten wichtig, um seine eigene Rolle zu begreifen. So kann verhindert werden, dass beispielsweise diskriminierende Umstände im System in unserer Arbeit als Erzieher*in repräsentiert werden.

Die Entwicklung dieser Kompetenz ist auf jeden Fall ein dynamischer Prozess, der neben deinem Wissen und deiner Reflexionsfähigkeit auch von deiner Einstellung abhängig ist. Vielfalt ist etwas was die Gesellschaft und den Beruf des:der Erzieher:in bereichert.

Voraussetzung als Erzieher und Erzieherin: Verantwortungsbewusstsein

Dieser Kompetenzbegriff ist dir wahrscheinlich bekannt und wird auch im Alltag vielmals genutzt. Verantwortungsbewusstsein bedeutet im Endeffekt nichts anderes, als Verantwortung zu übernehmen. Dabei sollte man sich bewusst sein, welche Auswirkungen das eigene Handeln hat.

Ebenso gehört dazu Pflichten zu erfüllen und zuverlässig zu sein. Im Grunde genommen also nicht fahrlässig zu handeln. Als Erzieher:in ist diese Fähigkeit besonders wichtig, da du mit anderen Menschen arbeitest und eine große Teilverantwortung für diese Menschen trägst.

Voraussetzung als Erzieher und Erzieherin: Nähe und Distanz

Nähe und Distanz sind ebenfalls essenziell für den Beruf des:der Erzieher:in. Auch wenn im sozialen Umgang Empathie gefragt ist und es um Beziehungsarbeit geht, muss dennoch ein richtiges Verhältnis im zwischenmenschlichen Umgang gefunden werden. Das bedeutet, dass man sich auch von Emotionen distanzieren können sollte, vor allem um sich selbst zu schützen.

Nicht selten bekommt man Dinge zu hören oder zu sehen, die emotional sehr aufwühlend sein können. Um diese Situationen nicht mit in das private Leben zu tragen, ist die Fähigkeit sich abzugrenzen wichtig. Der Weg dahin, ist Teil der Ausbildung.

Fazit:

Wie du sehen kannst, gibt es viele Anforderungen an Erzieher*innen. Dabei fallen dir vielleicht auch noch ein oder zwei weitere Kompetenzen ein, die du persönlich als wichtig ansehen würdest. Diese Auflistung ist nicht endgültig, sondern dient als erste Idee.

Als abschließenden Tipp möchte ich dir mitgeben, deine eigenen Kompetenzen zu hinterfragen. Dafür kannst du zum einen die oben benannten aufschreiben und auf einer Skala von 1-10 (1-> diese Kompetenz muss ich noch stärken, 10-> Diese Fähigkeit gehört zu meinen Stärken) zu bewerten.

Andererseits kannst du auch für dich selbst überlegen, wo deine Kompetenzen liegen, also was du gut kannst und was dich in dem Beruf des*der Erzieher*in weiterbringen könnte. Und wie bereits erwähnt, mach dir keine Sorgen, wenn du denkst, dass dir bestimmte Fähigkeiten noch schwerfallen; dafür ist die Ausbildung da 😊

Über die Autorin

Bianca Still unterstütz Freiplatzmeldungen.de mit einem Wissens-Block zum Thema Erzieher*in. Sie studiert momentan Soziale Arbeit: transnational und hat davor auch selbst die Ausbildung zur Sozialassistentin in Rheinland-Pfalz absolviert (Vorstufe des*der Erzieher*in).

Quellen

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